Am 7. Februar 2007 starten wir wieder in München mit unserem Businessfrühstück ins neue Jahr. Diesmal konnten wir den Journalisten Ulf J. Froitzheim als Referenten gewinnen. Er setzt sich seit vielen Jahren mit IT- und Medienthemen auseinander (siehe Profil unten).
Thema des neunten Nextperts Breakfast ist die Frage, wozu wir überhaupt noch Journalisten benötigen. Schließlich wird heutzutage viel vom User Generated Content gesprochen. Welche Rolle spielt der Journalismus eigentlich in Blogzeiten?
Unser Social Networking-Event beginnt pünktlich um 08:30 Uhr und endet
offiziell um 10 Uhr morgens. Die Zahl
der
Teilnehmer der Nextperts ist auf rund 30 Personen begrenzt. Deshalb sollten
Sie sich möglichst
bis zum kommenden Freitag (2. Februar) via Xing oder E-Mail
anmelden. Mehr zu den Teilnahmebedingungen und Kosten erfahren Sie in Xing.
Sie sind herzlichst dazu eingeladen, an einem Businessfrühstück im Hotel Anna (Beginn: 08:30 Uhr) teilzunehmen und die 10 kontroversen Medien-Thesen von Ulf J. Froitzheim mit uns zu diskutieren, die nachfolgend aufgeführt werden:
"Wozu noch Journalisten?"
1. An miserablen journalistischen Leistungen besteht kein Mangel.
Waren die jahrzehntelangen Bemühungen um Professionalisierung für die Katz?
Die Eloquenz mancher Schreiber ist reziprok proportional zu ihrer minimalen Kompetenz auf dem Gebiet ihrer Berichterstattung. Sie wissen, was der Rezipient gerne konsumiert, haben aber keine Ahnung, wovon sie reden. Bei anderen mangelt es an der Vermittlungskompetenz – sie blicken durch, bringen das aber nicht in einer genießbaren Form rüber.
2. Im Internet tummeln sich Experten aller Fachgebiete, die vielen Journalisten zumindest inhaltlich, oft auch sprachlich überlegen sind.
Wer sich auf einem Fachgebiet auskennt, kann heute leichter als je zuvor die Fehlleistungen der Medien öffentlich bloßstellen. Er ist nicht mehr auf die Bereitschaft einer Redaktion angewiesen, einen (meist drastisch gekürzten) Leserbrief abzudrucken, und kann versuchen, vernachlässigte Themen auf die Agenda zu bringen.
3. Die Wissensgesellschaft, die sich von den Medien emanzipiert, ist und bleibt eine Utopie intellektueller Optimisten.
Je mehr Anbieter von Informationen – oder Wissen – sich um die Aufmerksamkeit des Publikums bemühen, desto unübersichtlicher wird es für den Rezipienten. Das zeigt sich schon bei Thema EPG: Das Sortieren der Angebote von ein paar lächerlichen Hundert TV-Programmen ist alles andere als trivial. Umso schwieriger wird die Navigation im Output der gigantischen Vervielfältigungsmaschine namens Web.
4. Dass sich das Wissen der Menschheit exponentiell vermehrt, ist Quatsch. Was explosionsartig zunimmt, sind Worte.
Ist ein Thema einigermaßen populär, wird Google zum Indikator der mannigfachen Einfalt: Das immerselbe Zitat erscheint auf Dutzenden oder Hunderten von Websites.
5. Hauptgrund für Punkt 4: Das Netz ist vollgestopft mit dem Output von Journalisten. Von echten Journalisten. Oder von PR-Journalisten.
Weil die Nachricht, als „Content“ verkleidet, zur billig reproduzierbaren Handelsware geworden ist, werfen Google & Co. seitenweise Elaborate der Nachrichtenagenturen aus – und weitaus mehr noch die von ihren Töchtern wie ots/news aktuell multiplizierten digitalen Waschzettel. Und alles, alles, was eh schon in viel zu vielen Kopien vorhanden ist, wird dann auch noch von Tausenden von Schlaumeiern und Kleinkrämern abgeschrieben, die sich einbilden, sie hätten etwas Interessantes entdeckt, das sie unbedingt den anderen Web-Insassen mitteilen müssten. Diese Eintönigkeit könnte immerhin eines bedeuten: Dass Journalisten es eben doch besser verstehen, ein Thema interessant erscheinen zu lassen.
6. Blogs funktionieren nur in einem intakten medialen Umfeld.
Auch wenn die meisten Blogger in ihrem Sendungsbewusstsein von der Relevanz ihrer Geistesblitze überzeugt sind: Das Gros des Gebloggten ist nichts Originäres, sondern bezieht sich auf Veröffentlichungen professioneller Medien. Die werden gelobt, getadelt, kommentiert – und sind so die Kristallisationskerne jener Informationswolken, die wir Blogosphäre nennen. Auch wenn manche Chefredakteure die Blogger immer noch als Parasiten empfinden: Es könnten sich auch Symbiosen entwickeln. Es wäre eine sympathischere Perspektive als das, was jetzt mit „Leserreportern“ versucht wird.