Auf ein innovatives Instrument der Öffentlichkeitsarbeit setzt unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel, indem sie ab sofort ihre Politik in eigens dafür erstellten Videos on demand erklären will. Das Format "Angela Merkel - die Kanzlerin direkt" soll am 8. Juni 2006 auf der Website der Bundeskanzlerin starten und regelmäßig fortgesetzt werden. Damit erweist sich Merkel als absolute Vorreiterin in der deutschen Politik. Bislang haben die politischen Parteien in Deutschland mit Online-Videos nur gespielt und sie in den Wahlkämpfen eingesetzt. So wurde in NRW immerhin schon mit Online-Videos Wahlkampf gemacht. Im Frühjahr 2006 präsentierte sich Peer Steinbrück in wöchentlichen Videos und die CDU stellte ihre Spots online.
Mit dem neuen PR-Angebot verlässt das Bundeskanzleramt eingeschlagene Pfade der politischen Kommunikation und sucht den direkten Kontakt zum Bürger. Wer selbst ein Online-Video erstellen lässt, bestimmt natürlich auch die Regeln und kann sich bestens in Szene setzen. Außerdem können die etablierten Medien das Videomaterial in ihrer Berichterstattung nutzen. Ich bin allerdings gespannt auf die Umsetzung und darauf, ob sie bei ihrem Vodcast auf herkömmliche TV-Rezepte setzt oder sich auf die neue Online-Ästhetik beliebter Vodcast-Angebote einlässt (Beispiele: Rocketboom, Ehrensenf).
Fälschlicherweise wird der Kanzler-Vodcast unter Bundeskanzlerin.de und auf Spiegel Online als Podcast bezeichnet, was anscheinend für eine gewisse Verwirrung zu sorgen scheint. Letztlich bietet das Bundeskanzleramt keine Audio-Beiträge an, sondern einen Vodcast oder Videocast. Allerdings können die Videos via RSS auf Video-fähige MP3-Player gezogen und abgespielt werden. Inwieweit der Name Vodcast hierbei trägt und tatsächlich ein redaktionelles Konzept hinter dem Kanzler-Cast steht, das wird erst mit der ersten "Sendung" entschieden.
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Klaus Eck