Mit ihrer Kampagne "Du bist Deutschland" wollten die Werber von Jung von Matt und Kempertrautmann gegen die Miesepetrigkeit in Deutschland ankämpfen und eine Aufbruchstimmung verbreiten. Dabei mussten sie jedoch überrascht feststellen, dass ihre Kampagne dennoch auf viel Kritik stieß. In der Öffentlichkeit wirkten die Macher der Kampagne eigentlich sehr souverän. So hatte deren Sprecher Lars-Christian Cords, Partner fischerAppelt Kommunikation, noch auf den Münchner Medientagen die positiven Seite der Blog-Parodien betont, weil sie immerhin zur Verbreitung der "Du-bist-Deutschland"-Kampagne beitragen würden. Ganz anders scheint das jedoch der Werber Jean-Remy von Matt, einer der Initiatoren von "Du bist Deutschland" und Mitbegründer der Jung von Matt-Gruppe zu sehen, die zu den führenden Werbeagenturnetzwerken Deutschlands zählt.
Jean-Remy von Matt ärgert sich über die zahlreichen Blogger, die negativ auf die gemeinnützige Kampagne reagiert haben. In einem internen E-Mail-Newsletter seiner Agentur bezeichnet er die Weblogs als "Klowände des Internets" und stellt das Konzept des Bloggens generell in Frage: "Was berechtigt eigentlich jeden Computerbesitzer, ungefragt seine Meinung abzusondern? Und die meisten Blogger sondern einfach nur ab. Dieser neue Tiefststand der Meinungsbildung wird deutlich, wenn man unter www.technorati.com eingibt: Du bist Deutschland".
Auf die kreativen Reaktionen in der Blogosphere würde der Werber lieber verzichten. Dabei hat Jean-Remy von Matt selbst in einem alten Interview mit Persoenlich.com gesagt: "Auf der Toilette habe ich immer die besten Ideen. Ich habe mir zwar vorgenommen, dies nicht mehr zu erzählen, weil es mir ein Lebensmittelkunde nie verzieh, als ich öffentlich sagte, die Idee für seine Werbung hatte ich auf dem WC.”
Es hat sich anscheinend etwas verändert in unserer Gesellschaft: Wer heute eine E-Mail schreibt, auf einer Veranstaltung spricht, der muss einfach damit rechnen, dass seine Meinungsäußerung bekannt, von anderen aufgenommen und veröffentlicht wird. Selbst die interne Kommunikation bewegt sich nicht mehr im geschützen Raum. Wir leben längst im Blogzeitalter, in dem jedermann in kurzer Zeit einen Online-Beitrag verfassen und publizieren kann. In gewisser Weise spiegelt hierbei die digitale die gegenständliche Realität. Unsere Darstellung im Netz wird somit Teil unseres äußeren Erscheinungsbildes. All die vielen kleinen Informationsschnipsel, die es über uns im Web gibt, vermischen sich in der Wahrnehmung der Leser und vermitteln zumindest einen ersten Eindruck von einer Persönlichkeit oder einem Unternehmen. Hierbei ist es schwierig oder teuer, selbst die Gestaltungsmacht zu behalten. Wer nicht selbst bloggt oder Online-Seiten mit seinen Inhalten pflegt, ist im Internet angewiesen auf die veröffentliche Meinung anderer und kann nur mit klassischen PR- und Marketing-Mitteln auf die Kritik reagieren.
>> via Site-9 Weblog: Jean-Remy von Matt bloggt... ohne es zu wollen...
>> Indiskretion Ehrensache: Jean-Remy von Matt kollerkommuniziert
>> Jens Scholz:
Jean-Remy von Matt ist beleidigt
>> Was in der Blogosphere so über von Matt gebloggt wird (Google Blog Search)
Sebastian Turner und Jean-Remy von Matt im Gespräch über Eitelkeit und Kreativität.
>> Hamburger Morgenpost: Anschlag wegen Kampagne? Harvestehude Auto von Holger Jung (»Jung von Matt«) angezündet