Weblogs erzielen im deutschen Sprachraum keine große Reichweite, so lautet ein Ergebnis des Hamburger Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Fittkau & Maaßes in ihrer aktuellen W3B-Studie von Dezember 2005. Die meisten befragten Onliner sollen zwar inzwischen Blogs (75 Prozent) kennen. Doch bewusst gelesen werden Blogs gerade einmal von jedem fünften Nutzer: Nur knapp 4 Prozent der Onliner besuchen Blogs regelmäßig. Das entspricht auch den Erfahrungen vieler Blogger. Nur einige wenige Blogs können auf Zugriffszahlen von rund 30.000 am Tag verweisen wie das populäre Bildblog.
Immerhin 12 Prozent der Befragten betreiben selbst ein eigenes Weblog. Auf den ersten Blick durchaus eine imposante Zahl, die sich jedoch schnell relativiert, wenn man bedenkt, dass nur jeder Dritte sein Weblog gelegentlich (zumindest einmal im Monat) aktualisiert. 2,1 Prozent der Blogger bringen ihr Online-Journal einmal die Woche auf den neuesten Stand.
Trotzdem kommen Fittkau & Maaß zu dem Ergebnis, dass die Blog-Leser aufgrund ihrer geringen Größe des Nutzerkreises gerade interessant sind für Marketiers. Schließlich ist der typische Blog-Leser unter 30 Jahre alt, in der Ausbildung (Universität, Schule, Lehre) oder selbstständig und zählt zu den intensiveren Nutzern des Internet. Dabei sind die Blog-Fans auch deutlich Internet- und Computeraffiner als der durchschnittliche Onliner und zeigen sich politischen und kulturellen Themen gegenüber wesentlich aufgeschlossener. Zu den beliebtesten Blog-Themen gehören Nachrichten, Politik und Computer/Internet.
Die 21. Befragungswelle der W3B-Umfrage fand vom 5. Oktober bis 9. November 2005 statt. Insgesamt wurden dafür über 100.000 deutschsprachige Internet-Nutzer online befragt.
Alles in allem eigentlich keine überraschenden Ergebnisse, allerdings fehlt noch die Vergleichbarkeit zu anderen Blog-Studien (Berlecon Research oder Proximity), die stärker auf die Meinungsbildung durch Blogger eingehen. Im Mai 2005 kannten laut Proximity-Studie gerade einmal 27 Prozent der deutschen Onliner Weblogs. Das unterscheidet sich erheblich von den 75 Prozent in der W3B-Studie. Sind Blogs so schnell einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden? Oder liegt es eher an der anderen Methodik. Deshalb bin ich gespannt, wie die Blogs bei der 22. Befragungswelle der W3B-Umfrage bewertet werden. Und ob sich die weiter rasante Entwicklung der Blogosphere auch in höhere Blog-Leserzahlen niederschlägt...