Das Wirtschaftsmagazin Forbes berichtet in seiner aktuellen Titelgeschichte "Attack of the Blogs" über Blogger, die Unternehmen in die Krise stürzen, übertreibt dabei aber in der Beschreibung des Bedrohungsszenarios:
liberty but spewing lies, libel and invective. Their potent allies in
this pursuit include Google and Yahoo." (Forbes Magazine)
Angst und Schrecken verbreiten die Blogger nun wirklich nicht in der dargestellten Art und Weise. Daniel Lyons greift in seiner Argumentation zu kurz, reduziert das Phänomen Blogs sehr einseitig auf ein Krisenszenario. Zahlreiche Blogger haben inzwischen weltweit auf den Forbes-Artikel reagiert, die Blogosphere verteidigt und viele einseitige Schlussfolgerungen der Analyse in Frage gestellt. Wer bei Technorati eine Suche startet, erhält mehr als 800 Artikel zum Forbes-Beitrag, darunter Blog-Texte von The Daily Pundit, Chris Locke, Steven Streight, Boing Boing, Nathan Weinberg, Instapundit, Neville Hobson, Shel Israel, Steve Rubel und The Intuitive Life Business Blog. Trotz aller berechtigten Kritik macht es durchaus Sinn, sich mit einigen Thesen des Forbes-Autors Daniel Lyons näher zu beschäftigen.
Ich halte einige Punkte, die auch Dave Taylor in The Intuitive Life Business Blog hervorhebt, durchaus für bedenkenswert:
1.
BlogLeser wissen in der Regel nicht, wer bloggt und warum er das tut.
Vielleicht weil er bezahlt wird oder mit jemanden befreundet ist.
2. Desinformationen und Lügen lassen sich online schnell verbreiten. Wer überprüft bei Gossip schon die Wahrheit.
3.
Rufmorde und Verleumdungen durch Blogger bleiben oft ohne rechtliche
Folgen, weil die Öffentlichkeitswirkung einer Klage oftmals
unverhältsmäßig hoch ist.
4. Blogger sind keine Journalisten.
Deshalb halten sie sich auch an keinerlei journalistischen Regeln,
überprüfen Fakten seltener und verstoßen häufiger gegen das
Persönlichkeitsrecht.
Wie viele Blogger überprüfen wirklich ihre Quellen und übernehmen die Verantwortung für ihre Postings? Ein anderes Blog ist schnell zitiert. Gossip und Punk gelten doch als viel unterhaltsamer als eine fundierte, sachliche Nachricht. Deshalb setzen viele Blogger lieber auf unterhaltsame Elemente und verzichten auf eine aufwändige Recherche im Netz. Auf die Glaubwürdigkeit der Information legen dabei die wenigsten Blogger wirklich viel Wert, was man ihnen noch nicht einmal zum Vorwurf machen kann. Denn das kostet viel Zeit. Und reduziere den Reiz des Bloggens, heißt es dann meistens in Diskussionen mit Bloggern. Außerdem würde es voraussetzen, dass man sein Weblog als journalistisches Projekt versteht und entsprechend sorgfältig mit Informationen umgeht. Dazu gehört es auch, eine Informationsquelle in Frage zu stellen, dessen Urheber sich hinter einem Pseudonym verbirgt. Auf derlei "Quelleninformationen" sollte man beim (Corporate) Bloggen jedenfalls lieber verzichten; besonders vertrauenserweckend sind sie nicht. Arne Trautmann sieht die Blogger in seinem Law-Blog in der Verantwortung:
"Wer Meinungsmacht für sich in Anspruch nimmt, der muss auch mit offenem Visier kämpfen, der muss sich der Auseinandersetzung auf jeder Ebene – notfalls eben auch der des Rechts – stellen. Wer die Nase in den Wind streckt, der muss auch den Zug vertragen." (Weblogs – das Reich der Schatten!?)
Blogs bringen weder das Böse in die Welt, noch revolutionieren sie wirklich von heute auf morgen unser aller Business. Lyons Beitrag erweitert aber zumindest die Auseinandersetzung um Blogs und macht deutlich, wie einige Entscheider Blogs wahrnehmen: zunächst einmal als unberechenbare Größe, die nur schwer einzuordnen ist. Jedes Unternehmen trifft im Internet auch auf seine Wettbewerber und Kritiker. Blogger stellen hierbei eine neue Variante der digitalen Mundpropaganda dar, die sich zunächst einmal kaum einschätzen lässt. In meinen Workshops und auf Veranstaltungen werde ich immer gefragt, wie relevant sind Blogger und ihre Online-Journale eigentlich wirklich? Ist das Ganze nicht einfach ein überschätztes Phänomen? Betrachten Sie Ihre eigenen digitalen Spuren im Netz, googlen Sie einmal Ihren Namen und den Ihres Unternehmens, vielleicht erhalten Sie dadurch zumindest erste Antworten. Ansonsten freue ich mich natürlich auf die Diskussion zu diesem Thema.
>>"Forbes "Attack of the Blogs" is surprisingly accurate" - The Intuitive Life Business Blog
>> PR Blogger: Blogs unter Kontrolle
Klaus Eck, econcon