Thomas Knüwer, bloggender Journalist beim Handelsblatt, legt die Finger gerne in die (von ihm zitierte) Wunde, wenn er u.a. mit seiner Blog-Soap "Die kleine PR-Agentur am Rande der Stadt" die Berufskommunikatoren (Zitat Knüwer) verballhornt.
Und die Praxis gibt ihm Recht. Es ist ein leichtes, schlecht geschriebene Pressemitteilungen zu sezieren. Und: Oft genug ist es sogar amüsant. In seinem neuesten Beitrag holt er dann zum großen Rundumschlag aus und zieht genüßlich über die devoten PR'ler her.
"Die Selbstgeißelungsbereitschaft der Berufskommunikatoren: Sie ist schon seltsam, die PR-Branche. Einerseits tupft sie sich in trauter Runde mit Wattebällchen ab, andererseits lässt sie sich gern von Journalisten auspeitschen." (Indiskretion Ehrensache)
Ein bisschen Selbstkritik würde den Berufskommunikatoren der schreibenden Zunft aber gut zu Gesicht stehen. Während PR'ler immer mit einem schlechten Gewissen ins Büro laufen (sollen), sehen sich Journalisten als Retter der Demokratie. Dabei wird gern übersehen, dass ...
FAZ, Spiegel und Handelsblatt nur die Spitze eines Eisberges sind. 95 Prozent (eigentlich 89 Prozent) der journalistischen Produkte aber dürften sich der einen oder anderen Kritik ebenfalls nicht entziehen können.
Doch was nützt diese Erkenntnis? Knüwers Text führt nämlich in eine geschickte Zwickmühle: Wer ihm Recht gibt, darf sich der Selbstgeißelung rühmen. Wer ihm nur widerspricht, bestätigt die mangelnde Fähigkeit über Qualität streiten zu können.
In einem hat er sicher Recht: Es ist an den (durchaus vollkommen unterschiedlichen) Berufsverbänden wie DPRG, GPRA und Pressesprecherverband, eine interne Diskussion über Qualitätstandards weiter zu forcieren. Entgegen Knüwers Meinung aber gibt es solche Debatten sehr wohl. Auch, weil wir uns immer wieder von Journalisten anhören, was bei uns verkehrt läuft.
Kai Lehmann