Sind die deutschen Jungmanager vielleicht sogar Nerds, die sich vergraben und von der Außenwelt abschotten? Thomas Knüwer fragt sich in seinem Blog, ob die Zeit der Bierchen und des Mittagessens vorbei sind. In Harz-IV- und Ich-AG-Zeiten schauen zwar auch viele Manager auf den Euro, doch werden sie sich deshalb sicherlich nicht Business-Opportunities entgehen lassen wollen. Einerseits drückt sich im Social Networking ein Stück weit das Cocooning-Prinzip aus. Es macht einfach irgendwann keinen Spass mehr von einem Event zum nächsten zu hetzen. Und so oft können wir auch nicht Essen gehen. Irgendwann bin ich es Leid, belanglose Gespräche mit mir zuvor Unbekannte zu führen, die nicht besonders ergiebig sind.
Über das Social Networking kann ich mich hingegen online durchaus auf neue Kontakte einlassen, oder sie mit nur einem Klick entfernen. Wie viele Kontakte kann ich innerhalb einer Woche auf Veranstaltungen und Meetings machen? Und wie viele tatsächlich pflegen? Networking-Plattformen wie OpenBC oder LinkedIN bieten zumindest eine kleine Alternative für diejenigen an, die möglichst effektiv und schnell ihre Kontakte im Blick haben wollen. Allzu hohe Erwartungen daran sollte dennoch niemand haben.
Ganz richtig merkt Thomas Knüwer an, dass Kommunikation immer eine Sache des Vertrauens sei: "Es steht zu befürchten, dass Deutschlands Führungskräfte neuerdings Personen vertrauen und mit ihnen Informationen austauschen, die nichts anderes sind, als mit E-Mail-Adressen verbundene Positionen in ihrem Blackberry." (Deutsche Nerds)
So virtuell sind diese "Positionen" gar nicht einmal. Der OpenBC-Auftritt eines Kontaktes vermittelt mir zumindest einen allerersten Eindruck von einer Persönlichkeit. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Auf einem Blick erhalte ich alle Informationen, die jemand selbst von sich preisgeben möchte. Diese bleiben naturgemäß an der Oberfläche. Wer mehr erfahren will, hat oft auch noch die Option, die Website oder sogar ein Weblog der Person zu betrachten.
Gut, wer macht sich wirklich die Mühe all diese Informationen auszuwerten? Aber zumindest könnte man dadurch wohl informiert in ein Kundengespräch gehen oder sich auch nur auf ein Bierchen treffen. Ich habe tatsächlich via OpenBC und via Bloggen einige sehr gute Geschäftskontakte machen können. Dabei diente das Social Networking selbst jedoch mehr der Vorbereitung auf reale Treffen als der konkreten Kundengewinnung. Social Networking ist ein netter Appetizer zum Stillen des Informationshungers. Nicht viel mehr. Richtig dosiert bietet das Online-Vitamin B sogar einen gewissen Nährwert.
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