In diesem BlogInterview äußert sich Heiko Hebig, Six Apart, Geschäftsleiter Deutschland, zu den Themen Livejournal, Kommentarspam, MoBlogging und Corporate Blogs.
>> Du nutzt nicht nur beruflich Weblogs, sondern bloggst bereits seit einigen Jahren unter www.hebig.com. Was macht den Reiz des (privaten) Bloggens eigentlich aus?
Mit dem Bloggen habe ich im April 2000 angefangen, als ich noch bei Icon Medialab gearbeitet habe. Damals verschickte ich in regelmäßigen Abständen E-Mails an meine Kollegen mit ausgewählten Informationen zu Start-Ups, CMS und Communities. Daraus ging mein Weblog hervor.
Von der starken Vernetzung der Blogger untereinander habe ich häufig profitiert und interessante Erfahrungen sammeln können. Das Networking hat mein Weblog über die Jahre am Leben erhalten. Darüber habe ich sehr interessante Menschen kennengelernt und sogar meine jetzige berufliche Tätigkeit bei Six Apart gefunden.
>> Vor kurzem hat Six Apart www.Livejournal.com übernommen. Welche Ziele verfolgt Ihr damit?
Unser TypePad-Dienst wächst sehr schnell. Inzwischen betreiben einige unserer Partner eigene Weblog-Services auf Basis von TypePad, dem noch große Partnerschaften in Europa folgen werden. Danga (die Firma hinter LiveJournal) verfügt über ein enormes Know-How im Umgang mit hochskalierbaren Community-Plattformen mit Millionen von Nutzern. Im Kern basieren jedoch Movable Type, TypePad und LiveJournal jeweils auf der gleichen Technologie. Six Apart und Danga ergänzen sich ideal. Wir wollen gemeinsam die besten Weblog-Dienste und -Communities mit den interessantesten Funktionalitäten anbieten.
>>Niemand mag in seinem Weblog Kommentarspam. Jetzt hat Google als Lösung eine Erweiterung des HTML-Standards vorgeschlagen, der den Hyperlinks in den BlogKommentaren die Relevanz im Google Ranking nimmt. Aus welchen Gründen hat sich Six Apart sofort der Anti-Spam-Initiative angeschlossen?
Es gab im Vorfeld einen Dialog zwischen den großen Dienstbetreibern, Software-Herstellern und marktführenden Suchmaschinen. Aus Sicht der Suchmaschinen-Betreiber schien die NoFollow-Lösung praktikabel und relativ einfach und schnell umsetzbar. Dem haben wir natürlich zugestimmt und uns der Anti- Kommentarspam-Inititative angeschlossen. Six Apart hat Millionen von Weblogs. Deshalb ist es uns wichtig, dass Spammer nicht auch noch vom Suchmaschinen- Ranking profitieren.
>> Diese Kommentar-Spam-Lösung trifft nicht nur auf Zustimmung bei den Bloggern? Wie erklärst Du Dir das?
Teilweise kann ich die Kritik verstehen, andererseits ist die Kritik manchmal völlig überzogen oder verwischt die Tatsachen. Natürlich wird Kommentar-Spam nicht über Nacht aufhören, nur weil wir die NoFollow-Initiative unterstützen. Und die Überschrift "Preventing Comment Spam" im GoogleBlog war vielleicht auch nicht besonders glücklich gewählt, da NoFollow dem Kommentar-Spam nicht einen Riegel vorschiebt, sondern das Spammen lediglich nicht mehr belohnt. Trotzdem halte ich NoFollow für einen Schritt in die richtige Richtung.
Die Kritik kam hauptsächlich von aktiven Bloggern, die technisch mit der Materie vertraut sind und ihre Weblogs sowieso regelmäßig pflegen, eventuell sogar BlackLists einsetzen oder andere Lösungen zum Spam-Schutz. Für diese Blogger bringt NoFollow wenig Neues. NoFollow ist kein absoluter Spam-Schutz. Den gibt es leider (noch) nicht.
Dass NoFollow die Verbreitung von freier Meinungsäußerung unterbindet, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Niemand wird dadurch in seiner Meinungsäußerung eingeschränkt. Und dass die Suchmaschinen nun dank NoFollow Weblogs filtern könnten, stimmt so auch nicht. Erstens ist NoFollow nicht auf Weblogs beschränkt, zweitens wäre das dank RSS-Feeds und anderer Weblog-spezifischer Merkmale auch schon vorher möglich gewesen.