Johnny Haeusler im BlogInterview mit dem PR Blogger zum Fall Jamba:
>> In den vergangenen Tagen ist der Spreeblick durch einen Blog-Beitrag über Jamba sehr bekannt geworden. Hat Dich die Resonanz sehr überrascht?
Was mich natürlich am meisten überrascht hat, waren die Reaktionen in den Comments aus dem Hause Jamba. Das am Monitor quasi live zu sehen, hatte für mich Monty Python Qualität.
Es ist eigentlich schon viel über Jamba geschrieben worden, doch der Spreeblick-Artikel hat wohl das Abo-Modell und seine Fallen zum ersten Mal in unterhaltsamer Weise auf den Punkt gebracht und damit die ersten Links ausgelöst. Für den wirklichen Rummel hat Jamba jedoch selbst gesorgt, denn das war für die Blog-Community (und nicht nur für die) ein gefundenes Fressen.
>>Welche Reaktionen hast Du auf den Jamba-Artikel erhalten?
Ausnahmslos zustimmende, sieht man von den öffentlichen Kommentaren der Jamba-MitarbeiterInnen ab. Aber auch aus dem Haus Jamba selbst kam Zustimmung, nur eben verständlicher Weise nicht öffentlich. Ich war besonders froh über die vielen differenzierten Reaktionen aus dem eher professionellen Umfeld, denn reine Hähme und Aggression schwächen die inhaltliche Auseinandersetzung, die ja keine juristische ist, wie so viele glaubten, sondern eher eine moralische und ethische. Zwei Begriffe, die in vielen Bereichen der Geschäftswelt aus dem Firmenwörterbuch gestrichen wurden.
>> Wie haben sich durch den Jamba-Artikel und die Reaktionen der Blogger-Welt die Zugriffszahlen Deines Weblogs entwickelt?
Spreeblick hat seit Anfang 2004 konstante Steigerungen von monatlich ca. 20 bis 30 Prozent, was vermutlich allein an der Kontinuität liegt, mit der ich seit Beginn des Jahres schreibe. Inzwischen habe ich anscheinend eine kleine Stammleserschaft. Während aber der Monat Dezember im Durchschnitt täglich 6.500 Hits und 850 Visits von 600 Websites hatte, hat der Jamba-Artikel mir in den letzten Tagen die Spitze von 112.000 Hits bei 8.200 Visits von 7.700 Websites an einem Tag beschert. Diese Steigerung wird natürlich temporär sein. In der Blogstats Top100 Liste liegt Spreeblick zurzeit noch auf Platz 1 mit 141 Verweisen, dieser Platz geht aber sicher bald wieder berechtigter Weise an BILDblog, den Schockwellenreiter, IT&W und alle anderen hervorragenden Blogs zurück, die konstant viele Verweise auslösen. Wenn man jetzt bei Google unter den deutschen Seiten Jamba eingibt, findet sich der Spreeblick-Beitrag auf einen der vorderen Plätze.
>> Wen möchtest Du mit Deinem Weblog ansprechen? Wie lange gibt es den Spreeblick bereits?
Ich blogge seit 2002, doch erst seit Ende 2003 blogge ich konstant und stelle ein gewisses Suchtverhalten fest. Ich habe einen journalistischen Background und viele Jahre Radio gemacht. Das Spreeblick-Blog gibt mir die Möglichkeit, mich frei von Redaktionen mit Pop, Politik und Produkten auseinander zu setzen.
Es gibt keine klare "Zielgruppe" für Spreeblick. Jeder ist willkommen, dem die Texte etwas geben oder der meine Links mag. Das ist ja das Schöne an einem persönlichen Blog: Mich interessiert keine Marktforschung bei dem, was ich da treibe. Dennoch sind Artikel wie der über Jamba sehr wohl mit dem klaren Ziel geschrieben, auch Menschen anzusprechen, die keine täglichen Blog-Leser sind und die vielleicht über Google auf den Artikel kommen. Ich habe den Artikel in der Hoffnung geschrieben, den bereits bestehenden Druck der Öffentlichkeit auf die Praktiken des Unternehmens ein klein wenig zu erhöhen. Das scheint in höherem Maße funktioniert zu haben, als ich es hätte hoffen können.
>> Was planst Du für die Zukunft?
Weihnachtsgeschenke kaufen. :) Für Spreeblick gibt es schon länger Pläne, dem Blog mehr einen "Magazin"-Charakter zu verleihen, Interviews zu führen, mit Sound zu arbeiten, eventuell Gast-Schreiber einzuladen. Vorbilder könnten, wenn auch anders ausgerichtet, boingboing oder auch Blog-basierte Stadtmagazine wie der Gothamist sein.
Um jedoch mal wieder den genau vor zwei Jahren verstorbenen Joe Strummer zu zitieren: "The future is unwritten".
>>2. Nachgebloggt: Arne Trautmann, Law-Blog
>>1. Nachgebloggt: Stefan Keuchel, Google